Mobilität / Mobilité

Veranstalter
Dr. Gianenrico Bernasconi / Prof. Dr. Ueli Haefeli / Dr. Hans-Ulrich Schiedt, traverse - Zeitschrift für Geschichte / traverse - Revue d'histoire
Veranstaltungsort
Ort
Bern, Neuchâtel
Land
Switzerland
Vom - Bis
28.02.2019 -
Deadline
31.12.2019
Website
Von
Hans-Ulrich Schiedt

Das geplante Themenheft von traverse fokussiert auf die Alltagsmobilität. Die Erforschung der Mobilität von Menschen und Dingen tritt vermehrt neben die Betrachtung reiner Verkehrsphänomene. In ihrer täglichen Ausprägung ist sie Teil der materiellen Kultur. Sie umfasst kulturelle, soziale und ökonomische Aspekte, Wissensbestände oder Routinen. Sie findet gleichermassen in der gebauten Umwelt wie in der immaginierten Landschaft statt. Das Konzept der Mobilität bezieht sich nicht nur auf Infrastrukturen, technische Artefakte, Transportleistungen und verkehrspolitische Weichenstellungen. Vielmehr gilt es, auch die sozioökonomischen und raumstrukturellen Potentiale von Verkehrssystemen in den Blick zu nehmen. Thematisiert wird die kulturelle, die geschlechter-, die schicht- oder etwa die altersspezifische Bedingtheit von Mobilitätspraktiken. Für die Mobilität sind nicht zuletzt auch «Phänomene der dritten Art» (Rudi Keller) konstitutiv, bei denen die Vielzahl individueller Entscheidungen in gegebenen Rahmen-bedingungen in eine bestimmte Richtung wirken, ohne dass diese aber Ziel einer verkehrspolitischen Intention oder Resultat einer technischen Innovation gewesen wären. So landet nicht selten im Stau, wer möglichst schnell auf Hauptstrassen vorwärtskommen will, weil viele andere dies auch wollen. Und es entstehen dort neue Trampelpfade, wo viele einzelne vom Weg abweichen.
So verstandene Mobilität beschränkt sich selbstverständlich nicht auf die Zeit der Moderne. Mit Beiträgen über das Mittelalter und die Frühneuzeit wollen wir die damaligen Formen der Mobilität thematisieren und beispielsweise der nur zu oft anzutreffenden Annahme der vergleichsweisen Immobilität damaliger Gesellschaften entgegentreten.

Das Feld der Mobilitätsforschung ist inter- und transdisziplinär. Theorie- und Methodenangebote finden sich in Anthropologie, Geographie, Ökologie, Psychologie, Soziologie, Verkehrswissenschaft. Die historische Mobilitätsforschung fokussiert sowohl auf die Entwicklung individueller oder gruppenspezifischer Bewegungen als auch auf die Potentiale zu solchen. Das Quellenspektrum der historischen Mobilitätsforschung ist gleichzeitig vielfältig und prekär, es reicht von literarischen Quellen bis zu amtlichen Statistiken. Zum Tragen kommen sowohl diskursanalytische Verfahren und kultur-geschichtliche Ansätze als auch traditionelle Herangehensweisen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte.

Die aktuelle sozialwissenschaftliche Forschung steht stark im Zeichen des «New Mobilities Paradigm» (Urry, Sheller, Cresswell). An dieses schliessen wir einerseits direkt an, anderseits wollen wir es aus einer historiografischen Perspektive auch kritisch diskutieren. Als speziellen Auftrag geben wir den Autor/innen mit, auch die Frage nach ihren analytischen Instrumentarien explizit zu machen.
Ausdrücklich ausschliessen möchten wir die Themenkreise der Migration, des Tourismus oder der reinen Verkehrstechnik.

Mögliche Themenkomplexe:

- Forschungs- und Literaturbericht über die Mobility Studies mit besonderer Berücksichtigung von deren Ergiebigkeit für die historische Forschung
Diskursive Verfestigung des Mobilitätsbegriffs
- Zugänglichkeit von Verkehrssystemen / Veränderung der Mobilität, räumlich, geschlechts- oder altersspezifisch, sozial oder kulturell bedingt
- Mobilitätswissen
- Mobilitätsbiographien
- Mobilitätspraktiken und Mobilitätsmuster
- Mobilitätsdiskurse und Verkehrsentwicklung
- Mobilität als Utopie oder Dystopie
- Nachhaltigkeit von Mobilitätssystemen

Wir laden Interessierte ein, uns bis spätestens Ende Februar 2019 ein Abstract von ca. 400 Wörtern, ein
CV sowie eine Auflistung der themenbezogenen Publikationen zu senden. Die
Abstracts sind an Gianenrico Bernasconi (gianenrico.bernasconi@unine.ch), Ueli Haefeli (haefeli@interface-pol.ch) oder Hans-Ulrich Schiedt () zu senden.
Abgabetermin der Beiträge ist der 31. Dezember 2019.

Zu den formalen Vorgaben und den redaktionellen Grundsätzen von traverse vgl. http://www.revue-traverse.ch.
Die Artikel durchlaufen neu ein Peer-Review-Verfahren.

Programm

Kontakt

gianenrico.bernasconi@unine.ch

haefeli@interface-pol.ch

hans-ulrich.schiedt@hist.unibe.ch